Wassereinlagerungen in der Recovery (Q&A pt.3)

Es gibt einige Symptome und Begleiterscheinungen, die in der Recovery auftreten, über die aber nicht allzu viel öffentlich geredet wird – weil sie irgendwie unangenehm sind. Und eines dieser Symptome sind Wassereinlagerungen. Wassereinlagerungen in der Recovery sind eher die Regel als die Ausnahme und sie machen die Akzeptanz der Zunahme nicht unbedingt leichter. Aber lass uns erst einmal darauf schauen, was Wassereinlagerungen eigentlich sind, warum sie in der Recovery so extrem sind und wie du dich jetzt optimal um dich selbst kümmern kannst.

Hey, Ich bin in der Recovery von einer restriktiven Essstörung. In den letzten Monaten hatte ich unkontrollierbaren Extremhunger, und ich habe bis zu einem Punkt gegessen, an dem ich wirklich schlimme Wassereinlagerungen in meinem ganzen Körper hatte. Ich schwitze nachts und ich kann bis zu 4000-5000kcal täglich gehen. Ich habe Angst, Binge Eating zu entwickeln und mein Körper verändert sich so schnell, dass es mich belastet. Wie lange halten die Wassereinlagerungen an? Ich weiß nicht, ob das normal und weiß nicht, was ich tun soll 🙁

darum gehts hier:

Was sind Wassereinlagerungen eigentlich?

Vorab ein kleiner Disclaimer: Ich bin keine Ärztin und kenne deinen ganz individuellen Fall nicht. Ich werde dir hier lediglich mögliche Ursachen und Lösungen aufzeigen – im Zweifelfall suche aufjedenfall eine/n Arzt/Ärztin auf, nichtzuletzt, weil Wassereinlagerungen auch ein Anzeichen für das Refeeding-Syndrom sein können, welches am besten stationär behandelt werden sollte.

Wassereinlagerungen bzw. in der Fachsprache Ödeme, kommt von griechisch: οιδημα (“oidema”) – die Schwellung. Synonyme sind auch Wasseransammlung, oder “Wassersucht”. Im Englischen sagt man dazu “edema”.

Von Ödemen sprechen wir, wenn sich Flüssigkeit in einem Körperbereich (außerhalb der Blutgefäße im Gewebe) ansammelt. Aufgrund der Schwerkraft sammelt sich die Flüssigkeit häufig vor allem in den Beinen im Bereich der Knöchel an. Generell entstehen Ödeme durch Überdruck in den kleinsten Blut- oder Lymphgefäßen, wodurch Flüssigkeit in das umliegende Gewebe austritt. 

Sie können unterschiedliche Ursachen haben – beispielsweise Sommer/Hitze und langes Stehen, hoher Salzkonsum, Allergien und Infektionen, Schilddrüsenunterfunktion, Hormone und Medikamente. Leider können auch gravierendere Ursachen zugrunde liegen beispielsweise Herz- oder Nierenschwäche, Venenschwäche, Leberschwäche oder Lympödeme.

Wenn du dir also unsicher bist, suche immer einen Arzt auf!

mögliche Ursachen für Wassereinlagerungen in der Recovery

Auch wenn die Pathophysiologie von Ödemen in der Refeeding Phase von restriktiven Essstörungen nicht abschließend geklärt ist, ist man sich einig darüber, dass Wassereinlagerungen in der Recovery ein häufiges Symptom sind. Als mögliche Ursachen können laut Studien folgende Punkte in Betracht gezogen werden:

  • erhöhte Insulinsekretion, welche im Zuge der Wiederernährung auftritt – Dadurch, dass dem Körper nun mehr Energie in Form von Glucose, als während der Mangelernährung, zur Verfügung steht, erhöht er die Sekretion von Insulin – welches die Körperzellen öffnet, sodass diese die Glucose in Form von Energie aufnehmen und speichern können. Das ist ein wichtiger und guter Prozess. Ein erhöhter Insulinspiegel führt aber auch dazu, dass (vereinfacht gesagt) mehr Salz im Körper gespeichert wird. Das wiederum bindet Wasser im Körper.
  • Medikamente und Hormone (v.a. Östrogen und Progesteron) – diese spielen auch in der Recovery eine bedeutende Rolle, da auch der Hormonhaushalt nach der Mangelernährung erst wieder hergestellt und in Balance gebracht werden muss
  • Mangelernährung: durch einen Eiweißmangel und zu geringen Kalorienkonsum kann ein sogenannter “Hungerbauch” entstehen

daran erkennst du Wassereinlagerungen in der Recovery

  • rapide Gewichtszunahme – bzw. eine größere Gewichtszunahme als entsprechend der Kalorienzufuhr erwartet wird
  • Schwellungen an den Körperextremitäten (Arme, Finger, Beine), aber auch beispielsweise Augenlider und in der Bauchhöhle
  • rissige Haut, welche durch die Schwellung verursacht wird
  • Steife Glieder: das ist so, als würde man sich etwas “überfahren” fühlen. 
  • Druckempfinden bis hin zu Schmerzen

"das ist nur Wasser, ich hab nicht zugenommen"

Und was wäre das Problem, wenn es nicht nur Wasser ist? In den allermeisten Fällen ist es wichtig, richtig und notwendig, dass sich das Gewicht stabilisiert und du deinen Set Point erreichst. (Im optimalen Fall tritt sogar der weight overshoot ein, da dieser mit einer geringeren Rückfallquote assoziiert werden kann). 

Also, egal, wie schwer es dir aktuell fällt – versuche dich nicht selbst zu verarschen. Du musst im Genesungsprozess vermutlich sowieso zunehmen. Wie viel, das weiß allein dein Körper. Ich rate dir in jedem Fall, dich mit deiner Angst vor der Zunahme zu beschäftigen. Was passiert denn, wenn du tatsächlich nicht nur Wasser, sondern auch Körperfett zugenommen hast? 

Eine Coachee hat das von mir einmal schön zusammengefasst: Jetzt habe ich 12kg zugenommen und ich lebe trotzdem noch. Was die Essstörung einst einmal als “Weltuntergang” betitelt hat, ist eigentlich gar nicht so schlimm und du wirst lernen, deinen neuen Körper so zu akzeptieren, wie er ist. Er wird ohnehin nicht jeden Tag für den Rest deines Lebens gleich aussehen. Du musst keine Angst vor der Zunahme oder auch vor Wassereinlagerungen in der Recovery haben.

Wassereinlagerungen in der Recovery | edema in eating disorder recovery

Tipps, um die Symptome zu lindern

  • falls das in deinem Fall erlaubt ist: moderate Bewegung – beispielsweise Yoga oder gemütliche Spaziergänge, um den Blutkreislauf anzukurbeln
  • Kühlen: Hol dir kalte Umschläge oder dusche dich einmal täglich kalt ab (oder bspw. Wechselduschen)
  • Lege deine Beine hoch – entspann dich. Sage damit auch deinem Bewegungsdrang den Kampf an
  • trage weite Kleidung – das hilft dir nicht nur mit der Gewichtszunahme umgehen zu können, sondern verhindert auch, dass zu enge Kleidung evt. das Gewebe einschneidet und damit Wassereinlagerungen fördert
  • Ananas, Melone, Erdbeeren, Himbeeren, Spargel, Kartoffeln, Naturreis, Artischocken, … wird eine entwässernde Wirkung nachgesagt
  • Studien bringen hervor, dass besonders bei PatientInnen, welche große Angst vor der Zunahme haben bis zu einem BMI von 15 eine salzarme Ernährung sinnvoll sein kann. 
  •  abwarten und Tee trinken (wortwörtlich!) – es klingt zwar Paradox, aber zu wenig zu trinken fördert Wassereinlagerungen. 
rund um das Thema Genesung von Essstörungen, Intuitives Essen oder "Health at every size"/ eating disorder recovery related, about intuitive eating or health at every size.

Quellen

Wassereinlagerungen in der Recovery | edema in eating disorder recovery
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