eating disorder recovery coaching
Sich selbst Lebensmittel einkaufen, ist für viele Betroffenen während der Genesungsreise eine große Herausforderung – ja sogar ziemlich überwältigend. Jetzt, wo die Essstörung nicht mehr bestimmt, was überhaupt in den Einkaufswagen darf, kann man ja theoretisch alles einpacken. Aber die Auswahl ist so groß. Und dann will man ja auch das Beste mitnehmen und kein Geld verschwenden. Und gleichzeitig ist da auch noch das mulmige Gefühl, wenn man etwas in der Einkaufswagen legt, was früher nie dort Platz gefunden hätte. Unentschlossenheit in der Recovery ist ein wichtiges Thema – also lass uns einfach mal darüber sprechen und schauen, wie du dir selbst das Einkaufen ein bisschen leichter machen kannst.
Hi, hast du Tipps, wie man sich entscheiden kann, was man essen möchte? Immer wenn ich Lebensmittel einkaufen gehe, gerate ich wie in eine Art Schockstarre und bin nicht dazu in der Lage mich zu entscheiden. Ich muss mich zwischen so vielen Dingen entscheiden: Kürbisbrötchen, Bagels, Ciabatta, Gebäckstücke, Sandwichs, Wraps, ... Mein Hirn will alles. Und gleichzeitig irgendwie auch nichts, weil ich Angst habe. Hast du vielleicht Tipps?
Was meine ich mit “Überflussmentalität” überhaupt? Es ist im Prinzip das Gegenteil von einer “Mangelmentalität”. In der Essstörung kreieren wir uns selbst Mängel indem wir uns bestimmte Dinge verbieten und uns selbst als “nicht gut genug” bezeichnen. Oftmals sind wir in der Essstörung sogar davon überzeugt, dass wir nichts Gutes verdienen.
Die Überflussmentalität hingegen nehmen wir an, dass es genug Ressourcen für uns da draußen gibt, und diese auch für uns zugänglich sind. Studien konnten sogar zeigen, dass je nach dem, ob wir eine Überfluss- oder Mangelmentalität haben, unterschiedliche Bereiche bei dem Prozess des Entscheidens aktiv sind. In Bezug auf Essen bedeutet das, dass wir dafür sorgen, dass sich unser Körper sicher sein kann, dass es immer genug Essen gibt und er nicht im Voraus horden muss. Wir geben uns selbst bedingungslose Erlaubnis zu essen. All das, was es da im Supermarkt zu kaufen gibt, dürfen wir tatsächlich auch mitnehmen. Und zwar nicht nur heute – sondern für den Rest des Lebens. Spürst du, was dies in dir auslöst?
Es bedeutet nämlich, dass du gar nicht alles heute mitnehmen musst. Dadurch, dass deine bedingungslose Erlaubnis zu essen kein Ablaufdatum hat, kannst du ganz in Ruhe eins nach dem anderen im Supermarkt ausprobieren und so herausfinden, was du magst und was du nicht magst. Es läuft dir nichts weg und selbst, wenn du dieses Mal etwas mitnimmst, das dir im Endeffekt gar nicht so gut geschmeckt hat, war es nicht verschwendet – du hast dazu gelernt und kannst nächstes Mal etwas anderes ausprobieren. Nicht jede Mahlzeit und jeder Snack muss perfekt sein. Was auch immer dieses Perfekt sein soll.